Die Künstler Johannes Müller und Philine Rinnert setzen sich in „AIDS FOLLIES“ mit den Mitteln des Musiktheaters mit der Krankheit AIDS und ihrer gesellschaftlichen Wahrnehmung auseinander. Das so entstehende „Virus-Panorama“ setzt den üblichen Narrativen und Stereotypen über den HI-Virus und seine Verbreitung andere Geschichten entgegen. Anlass für das Projekt ist der erst kürzlich erfolgte Freispruch des vermeintlichen „Patient Zero“ Gaetan Dugas, eines kanadischen Reisebegleiters, der lange Zeit als der Mann galt, der HIV in den USA verbreitete. Ausgehend von der Person Gaetan Dugas‘ wird die Geschichte des Virus erzählt, die nicht etwa eine der Kunstszene der 80er Jahre, „der Afrikaner“ oder „der Homosexuellen“, sondern ein viel größeres Kapitel der Zivilisationsgeschichte ist, in dem neue koloniale Großstädte und mangelnde Hygiene bei Zwangsimpfungen eine Rolle spielen. Ästhetisch schließt „AIDS FOLLIES“ an die politischen Revuen der queeren Popkultur der 80er Jahre an. Der Komponist Genoël von Lilienstern steuert dem Projekt einen neuen Liederzyklus bei. Er vertont Fundstücke und Textmaterial der Recherche und bezieht sich dabei auf Musik, die im Umfeld der Geschichte des Virus auftaucht: Love Songs aus verschiedenen Jahrzehnten, europäische und afrikanische Arien, kamerunischen Pop, aber auch Kolonialmärsche, Porno-Klänge und die Geräuschkulisse in wissenschaftlichen Lehrfilmen. In einer Abfolge von szenischen und musikalischen Nummern verdichten und überhöhen die Musiker und Performer die Informationen, Theorien und Legenden, die sich um den Virus herum gebildet haben. Die Lebensgeschichte einer einzelnen Person und die globale Kulturgeschichte von HIV verweben sich so zu einem „Panorama“, das die Genese des Virus bis zu seinen Anfängen zurückverfolgt.

Künstlerische Leitung: Johannes Müller/Philine Rinnert
Komposition: Genoel von Lilienstern
Video: Benjamin Krieg

Termine:

Sophiensaele, Berlin: 2018; Theater Rampe, Stuttgart: 2018; Brut, Wien: 2018